10 Disziplinen, 10 Talente?

Andreas Bechmann
ist U23-Europameister im 10-Kampf
„Die Läufer bitte an die Startblöcke“, hallt die laute Stimme des Stadionsprechers über das Gelände. Gemeinsam mit fünf weiteren Kämpfern begibt sich der Frankfurter Andreas Bechmann zum angesagten Ziel. Es ist früher Vormittag. Zweiter Wettkampftag im 10-Kampf. Fünf Disziplin hat er am vorherigen Tag bereits bestritten. Fünf weitere stehen an diesem Tag noch auf dem Programm. Den Anfang macht der 110-Hürden-Lauf.
Andreas Weg zum 10-Kampf
Schon früh hat der gebürtige Frankfurter seine Liebe zur Leichtathletik entdeckt: Mit etwa sechs Jahren tritt er einem Verein bei. Kurze Zeit später folgt der Wechsel zu Eintracht Frankfurt, wo er noch heute trainiert. „Dort habe ich meine ganze Jugend durchlaufen.“ Zwar habe er auch andere Sportarten ausprobiert, doch gefesselt habe ihn immer nur die Leichtathletik. „Man fängt mit den typischen Disziplinen wie Weitsprung, Weitwurf und Laufen an. Stück für Stück kommen dann die anderen Disziplinen hinzu und man stellt sich breiter auf“, erklärt der heute 23-Jährige.

Die Disziplinen
Ein Wettkampf erstreckt sich immer über zwei Tage, an denen jeweils fünf Disziplinen absolviert werden. Die Reihenfolge bleibt immer gleich.
Tag 1: 100-Meter-Lauf – Weitsprung – Kugelstoßen – Hochsprung – 400-Meter-Lauf
Tag 2: 110-Meter Hürden – Diskuswurf – Stabhochsprung – Speerwurf – 1500-Meter-Lauf
Bei den Frauen stehen lediglich sieben Disziplinen auf dem Programm: aus den 100- und 400-Meter-Läufen wird ein 200-Meter-Lauf. Zudem fallen Stabhochsprung und der Diskuswurf weg.
Bei gleich zehn Disziplinen müssen die Sportler breit aufgestellt sein. „Jeder hat seine Lieblingsdisziplin – bei mir sind es der Stabhochsprung und das Sprinten. Und das man nicht in allen Disziplinen gleich gut ist, ist klar. Dennoch versuchen wir Zehnkämpfer, der perfekte Athlet zu werden, der möglichst viel abdeckt“, macht der 23-Jährige deutlich. „Im Endeffekt ist es am wichtigsten, dass man nur auf sich selbst achtet. Klar treten da noch andere Sportler an, aber ich gewinne oder verliere nur gegen mich selbst, weil ich mich nach meiner Benchmarke orientiere und eben daran messe“, erklärt Andreas.
Am Ende zählt schließlich, wer im Durchschnitt am besten abgeschnitten hat. „Sowohl für die Zuschauer als auch die Athleten bleibt es lange spannend. Wer baut seine Führung aus? Wer kann noch aufholen? Wer muss verteidigen? 10-Kampf ist nie voraussehbar.“
Die Geschichte des 10-Kampf
Der Mehrkampf war als Fünfkampf Bestandteil der Olympischen Spiele der Antike, wurde aber in der Entstehungszeit der modernen Leichtathletik (ab ca. 1860), noch nicht betrieben. Ein aus zehn Leichtathletikdisziplinen bestehender Vielseitigkeitskampf fand erstmals bei den Olympischen Spielen 1904 statt. Der Zehnkampf in seiner heutigen Form und Zusammensetzung wurde ebenso wie der Moderne Fünfkampf zum ersten Mal bei den Olympischen Spielen 1912 ausgetragen.
Training: 24/7
Um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein, ist ein tägliches Training unumgänglich, weiß der Frankfurter. Und so trainiert er jeden Tag, meist zwei Disziplinen an einem. Hinzu kommt Ausdauertraining und ein Abstecher in den Kraftraum. „Jede Wettkampfvorbereitung fängt bei null an. Daher sind zwei, höchstens drei Wettkämpfe im Jahr das Maximum“, so Andreas.
Was hat dich beim 10-Kampf gehalten?
Ich hatte schnell sportlichen Erfolg und bin gesund geblieben. Jeder einzelne Wettkampf macht mir einfach großen Spaß und ist immer wieder aufs neue eine Herausforderung – sowohl körperlich als auch mental.
Andreas‘ Erfolge
2018: erstes internationales Turnier – Platz 8 bei der U20-WM
2019: Deutscher Meister und Platz 5 bei der Hallen-EM
2020: Deutscher Meister mit deutschen U23-Rekord
2021: U-23 Europameister

In diesem Jahr steht die Weltmeisterschaft in Budapest auf dem Programm, für die sich Andreas qualifizieren will. Dazu finden Qualifikationswettkämpfe – beispielsweise in Ratingen – statt. „Darauf liegt mein Fokus – doch im nächsten Jahr steht schon die Olympischen Spiele in Paris auf dem Programm, das hat man schon jetzt im Hinterkopf“, erklärt der 23-Jährige und ergänzt: „Ich will dort nicht nur teilnehmen, sondern bestmöglich abschneiden. Denn: Ich tue alles dafür, um der Beste der Welt zu werden.“
Auch Kim Sippel war mit seiner Leidenschaft, dem Kleinfeldfußball, auf internationaler Bühne unterwegs. Mehr dazu liest du hier.