Inklusion in der Fitnessbranche

Im Hanauer Westpark
trainieren Menschen mit und ohne Beeinträchtigung
„Wir versuchen, der Gesellschaft einen Impuls zu geben“, erklärt Wladimir Römmich, Geschäftsführer des Hanauer Westparks. Ein Fitnessstudio mit einer ganz klaren Vision: hier soll jeder trainieren können – egal ob geistig beeinträchtigt, im Rollstuhl sitzend oder gesund. Die Geräte auf der rund 650 Quadratmeter großen Trainingsfläche sind identisch zu denen eines „normalen“ Gyms.
Die Entstehung des Westparks
„Wir leben und setzen die Inklusion hier um“, macht Rämmich deutlich und fügt an: „In vielen Sportarten ist es bereits selbstverständlich, dass absolut jeder mitwirken kann – siehe Blindenhandball oder -fußball. Warum soll es da in der Fitnessbranche anders sein?“
Fußball bestimmt schon immer das Leben des heute 37-Jährigen. „Ich habe schon immer gespielt und bin nach mehreren Verletzungen schließlich zum Trainerdasein übergegangen“, erzählt er. Schließlich erhält er vom Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK) die Anfrage, deren Inklusions-Mannschaft zu trainieren. „Das hat mir sofort großen Spaß gemacht. Die Jungs waren immer mit Feuereifer dabei, wir haben zudem viele Ausflüge zu Turnieren unternommen“, blickt er zurück. Fünf Jahre trainiert er die Fußballer – und merkt: Bei diesem Thema ist noch Luft nach oben. „Auf Turnieren habe ich mich immer wieder mit Trainerkollegen ausgetauscht, die das genauso gesehen haben“, macht er deutlich. Und so bekommt er schließlich die Aufgabe, ein betriebliches Gesundheitsmanagement-Konzept mit integrierter Inklusion zu erstellen. Denn er sagt: Wir brauchen einen zentralen Ort, wo die Menschen zusammen sporteln können. „Zwei Jahre lang habe ich mir verschiedene Ansätze angeschaut, doch keins hat so richtig meinen Vorstellungen entsprochen.“

Sport wird derweil immer mehr in die Werkstätten des BWMK integriert. „Wir wollen den Menschen helfen, einen Fuß in die Berufswelt zu bekommen, in dem wir sie in den Werkstätten in verschiedenen Branchen fördern und fortbilden.“ So nun auch im sportlichen Bereich. Es werden bewegte Pausen, Sportevents, Gesundheitstage und Fachvorträge veranstaltet und abgehalten.
Training von und für Beeinträchtigten
Aus Römmichs Ideen entsteht schließlich der Westpark, der im 2019 Eröffnung feiert – mit einem europaweit einzigartigen Konzept. „Jeder denkt, es wäre ein immenser (finanzieller) Mehraufwand, Beeinträchtigten das Trainieren an den Geräten zu ermöglichen. Doch das ist nicht so“, betont der 37-Jährige. So wurde bei der Geräteauswahl die verschiedenen Behinderungsgrade (körperlich, geistlich) beachtet. So lassen sich an den meisten Geräten beispielsweise die Sitze zur Seite schieben, sodass Rollstuhlfahrer jegliche Geräte nutzen können. Für Menschen, die kein Zeitgefühl haben, gibt es einen Chip samt Bildschirm, der das Gerät ansteuert. Zudem ist das ganze Gebäude ebenerdig, die Türen extra breit, die Toiletten barrierefrei.

Wichtig ist zudem: „Hier ist jeder gleich, jeder hat sich an die gleichen Regeln zu halten, da gibt es keine Ausnahmen.“ Und das klappt hervorragend. „Hier arbeiten sowohl Menschen mit als auch ohne Beeinträchtigung. Das Miteinander klappt super.“ Fachpersonal steht auf der Fläche immer zur Verfügung.
Welche Außenwirkung hatte das Projekt?
Der ein oder andere musste sich tatsächlich ersteinmal vorsichtig herantasten. Berührungsängste gab es hin und wieder, aber die wurden sehr sehr schnell aus der Welt geschafft. Mittlerweile sind hier richtige Freundschaften entstanden, man kennt sich untereinander. Ob man eine Beeinträchtigung hat oder nicht, spielt im Westpark auf keiner Ebene eine Rolle.
Im Westpark wird also Inklusion gelebt. „Wir bieten eine Plattform für Freundschaften und Kommunikation“, erdeutlicht Römmich. Das soll nun Schritt für Schritt weiter ausgebaut werden. „Wir wollen natürlich immer mehr Menschen erreichen.“