Ende der Profikarriere – und jetzt?

Steffen Straub
über das Ende, das er zu seinem Neuanfang umwandelte
Die Liste seiner vergangenen Vereine ist lang – Kaiserslautern, Hoffenheim, Waldhof Mannheim, Walldorf, Worms und FSV Frankfurt. Doch seinen Traum – in der 3. Liga zu spielen – hat Steffen Straub nie verwirklichen können. Und deshalb ist 2021 Schluss mit dem hauptberuflichen Fußballspielen – und das, obwohl er mit 27 wohl im besten Fußballer-Alter ist. Nun kickt der heute 28-Jährige in der Oberliga beim FV 1920 Dudenhofen und hat sich voll und ganz seiner Karriere nach der Karriere gewidmet.

Das Karriereende
Wir schreiben das Jahr 2021. Mit 27 Jahren lautete das Ziel des gebürtigen Ludwighaveners ganz klar Dritte Liga. „Das ist das, worauf ich meine ganze Fußballzeit hingearbeitet habe“, erklärt er. „Ich hatte konstant eine gute Statistik. Mein Berater hat mich leider in dem Glauben gelassen, dass es klappen würde, aber das hat es nicht. Da ist so viel schief gegangen; im Endeffekt habe ich meine Karriere aus den Händen gegeben, das würde mir heute nicht mehr passieren.“
In ein Loch fällt er allerdings nicht, sondern akzeptiert die neue Situation und passt sie zu seinen Gunsten an: „Klar hat da am Anfang eine große Enttäuschung und auch Wut mitgeschwungen. Aber ich wusste, dass der Moment des Endes irgendwann kommen wird.“ In diesem Falle eben früher als erwartet.
Du klingst sehr auf diesen Moment vorbereitet. Woran liegt das?
Meine Eltern haben immer gesagt, denk daran, dass das Fußballspielen nur begrenzt ist und es auch noch eine Zeit danach gibt. Das war wichtig für mich, sodass ich schließlich in Hoffenheim mein Fachabitur gemacht habe. Mit 21 hatte ich dann die ersten muskulären Verletzungen, habe zwar immer den Fokus auf ,nach oben’ gehalten, gleichzeitig aber ein Fernstudium begonnen.
Etwas wehmütig blickt er dennoch auf seine aktive Zeit zurück: „Ich habe tolle Erfahrungen sammeln und unglaublich viele Menschen kennenlernen dürfen. Das kann mir keiner nehmen. Ein bisschen hatte da wohl das Schicksal seine Finger im Spiel. Es sollte wohl nicht sein. Deshalb schaue ich jetzt voller Vorfreude nach vorne.“ Und ganz verloren gegangen ist ihm der Fußball ja nicht – im Gegenteil.
Was bedeutet Fußball für dich?
Fußball ist viel mehr als nur „Fußball“. Es verbindet, ist eine eigene Sprache, fördert soziale Kontakte und bildet einen eigenen Berufszweig mit zahlreichen Jobmöglichkeiten. Doch Fußball hat auch negative Seiten. Als Aktiver nutzt du deinen Körper innerhalb kürzester Zeit extrem ab, die Quittung bekommst du erst einige Zeit später.
Der Neuanfang
Durch sein Studium, zahlreiche Fortbildungen und Praktika hat er sich mittlerweile ein breites Wissen in der Immobilien- und Finanzbranche angeeignet. Und so beginnt er bereits 2015 damit, ein zweites Standbein voranzutreiben. Er macht unzählige Praktika in der Finanzierungsbranche bei Bekannten und beginnt schließlich ein Fernstudium zum Immobiliendiplom und bildete sich gleichzeitig in der Darlehensvermittlung §34I weiter. Daraus hervor geht schließlich die Profina UG. „Mit 24 habe ich mich letztendlich selbstständig gemacht. Das hat mir geholfen zu akzeptieren, dass es mit der Dritten Liga nicht funktioniert hat“, erklärt er. „Es war nicht immer einfach Vollzeitfußball und ein Studium unter einen Hut zu bekommen, aber jetzt merke ich, dass es das definitiv wert war. Ich bin gerne mein eigener Boss, da wird es nie langweilig.“

Immobiliendiplom und Darlehensvermittlung klingen erst einmal sehr komplex. Was genau sind deine Aufgaben?
In erster Linie möchte ich Menschen zu einem Eigenheim verhelfen – egal ob Wohnung oder Haus. Einfach gesagt berate ich Menschen zu ihrer Finanzierung von Wohnraum. Dabei arbeite ich unabhängig von Banken, womit ich Einsicht bei rund 450 Banken hab. So kann ich mich ganz auf die Lebenssituation meiner Kunden einstellen. Dazu gehören Umschuldungen, die Baufinanzierung – sprich Hausbau, Wohnfinanzierung und Bestandsimmobilien – die Anschlussfinanzierung, Forward-Darlehen, Kapitalverschaffung und der Modernisierungskredit. Viele Menschen wissen heutzutage leider immer noch nicht, wie viele Möglichkeiten es doch gibt, sich den Traum vom Eigenheim zu ermöglichen.
Menschen diesen Traum zu ermöglichen, erfülle ihn, erklärt er. Doch damit nicht genug: vor kurzem hat er sogar eine zweite Firma gegründet: soccerperformance.
So ganz mit dem Fußball kannst du es wohl nicht lassen.
Ja, das stimmt. Fußball war und ist einfach ein sehr großer Teil meines Lebens – und meine Jugendliebe. Auch wenn ich nicht mehr aktiv so hochklassig spiele, wird sich das nicht ändern. Nun möchte ich junge Talente an die Hand nehmen und ihnen mein Wissen und meine Erfahrungen mit an die Hand geben. Damit wächst auch meine Kreativität. Und es erfüllt mich, die Jungs wachsen zu sehen.

Wichtig ist bei ihm dabei vor allem, jedem einzelnen Talent gerecht zu werden. Deshalb nimmt er nur wenige unter seine Fittiche. „Das soll keine Massenabfertigung sein. Ich möchte mir für jeden einzelnen der Jungs Zeit nehmen und sie individuell fördern.“ Und mit seiner eigenen Erfahrung und seiner Trainer-B-Lizenz gelingt ihm das. „Es ist mir eine Herzensangelegenheit, jungen Talenten eine Chance zu geben. Das spricht sich rum. Viele Freunde oder Bekannte von Bekannten sprechen mich an.“ Aktuell trainiert er mit fünf Talenten, zwei davon Jugendspieler vom FC Kaiserslautern. Neben Individualtraining und Gruppentraining begleitet er diese regelmäßig zu Spielen, um ihre Spielweise zu analysieren und Fortschritte hervorzuheben.
Wenn du auf deine aktive Zeit in höheren Klassen zurückblickst – was würdest du deinem früheren Ich gerne sagen?
Als allererstes: Umgib dich mit Menschen, die dich wachsen sehen wollen. Fußball ist ein hartes Geschäft, da braucht es ein stabiles und vor allem förderndes Umfeld – neben dem eigenen Mindset.
Mindset – zu Deutsch „Denkweise“ – ist vor allem in der heutigen Zeit wichtiger denn je, weiß auch der heute 28-Jährige. „Je älter du wirst, desto deutlicher merkst du, wie wichtig es ist, deine Persönlichkeit weiterzuentwickeln.“ Gerade in einem Business wie dem Fußball sei das aber oftmals schwer – nicht zuletzt, weil man schon in jungen Jahren, wo normalerweise Party, Freunde und Spaß haben an erster Stelle stehen, wahnsinnig schnell erwachsen werden muss. Viel Geld, meist eine neue Umgebung im Sportinternat weit weg von zuhause, monatlich reichlich Geld auf dem Konto. „Ich empfinde es als gefährlich, so schnell nach oben zu kommen. Viele verlieren dabei leider den Kontakt zum Boden. Umso wichtiger ist es, eine mentale Stärke aufzubauen – doch dazu benötigt es den richtigen Halt des nahen Umfelds, denn ich Gott sei Dank zu jeder Zeit hatte.“
Wie blickst du in die Zukunft?
Tatsächlich voller Freude, aber auch Spannung. Ich wünsche mir, die beiden Firmen weiter voranbringen zu können, finanziell unabhängig zu sein und Menschen einen Arbeitsplatz bieten zu können. Doch für immer möchte ich nicht in Deutschland bleiben, sondern auswandern. Eine eigene Familie gründen steht auch weit oben auf meiner Liste.