Schmerz lass nach!

Stefan Petrasch
über die Möglichkeiten einer Schmerztherapie
Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen – all diese Schmerzen scheinen heutzutage „alltäglich“ zu sein. Wer trifft nicht täglich eine Person, die sich über etwaige Schmerzen beklagt, um sie anschließend mit einer Schmerztablette herunterzuspülen. Ihre Herkunft wird dabei meist auf den lieben Stress geschoben. „Das wird schon wieder, das geht vorbei“, sind beliebte Floskeln.
Doch so einfach ist das gar nicht, weiß auch Physio- und Schmerztherapeut Stefan Petrasch. Er selbst verletzte sich vor rund zehn Jahren an der Hüfte und musste sich dort seitdem vier Mal operieren lassen. „Keine gute Entscheidung“, lautet sein Fazit heute. Doch diese Phase seines Lebens führt dazu, dass er sich mehr mit seinem Körper und der menschlichen Anatomie allgemein auseinandersetzt. Dabei kam er über die Physiotherapie, Weiterbildungen und Workshops zur Schmerztherapie, die er mittlerweile zu seinem Spezialgebiet auserkoren hat.

Jeder Zweite in Deutschland leidet unter Rückenschmerzen – Ursachen gibt es dafür etliche. Ebenso verhält es sich mit Kopfschmerzen, Migräne und all den anderen Schmerzen, die mittlerweile bei vielen Menschen zum regelmäßigen Begleiter geworden sind. Doch auf die Suche nach dem Ursprung machen sich die wenigsten. Und genau das ist die Kernaufgabe eines Schmerztherapeuten.
Was sind das für Schmerzen, die bei einer Schmerztherapie behandelt werden?
Der Schmerz ist komplex, jeder empfindet ihn anders. Im Grunde handelt es sich um eine Chronifizierung, die sich im Kopf angesammelt hat. Ziel ist es letztendlich, diesen Knoten zu lösen.
Der ersten Schritt in die Therapie
„Zunächst muss identifiziert werden, woher der Schmerz kommt. Dazu gehört, dass man ihn selbst anerkennt, dann erst kann ein Therapeut dagegen wirken“, erklärt der 28-jährige Petrasch. Im Anschluss werde dann geschaut, in welche Richtung es bei der Behandlung geht. „Da gibt es drei grundlegende Aspekte: Bewegung, Ernährung und Mindset.“ Detailliert wird sich der Alltag des Patienten angeschaut, seine Ernährung, seine tägliche Bewegung. „Kleinigkeiten können hier schon den Unterschied machen“, weiß der Physiotherapeut und erklärt: „Wenn man beispielsweise jeden Tag ein Schritteziel von 10 000 erfüllt, kann damit schon so einiges erreicht werden.“
Nach dieser Analyse wird sich schließlich auf das große Defizit konzentriert und dieses von Grund auf angegangen. „Kein Mensch ist wie der andere. Deshalb gibt es bei der Schmerztherapie auch nicht den einen richtigen Weg“, betont er.
Der Ursprung
„Das Problem ist: Wir stehen den ganzen Tag unter Strom und gönnen uns dementsprechend viel zu selten eine Pause. Damit verdrängen wir diese Schmerzen“, erklärt der Schmerztherapeut und zeigt dafür direkt ein Beispiel auf: „Hat jemand einen Bandscheibenvorfall oder einen Hexenschuss, heißt es „Ach, der war plötzlich da.“ Nein! Das hat sich alles schon viel länger angedeutet, doch es wurde – oft auch unterbewusst – verdrängt. Wenn wir Menschen mehr auf unseren Körper hören und achtsamer mit ihm umgehen würden, könnten wir dem aktiv vorbeugen.“
Warum wir uns ein Beispiel an Kindern nehmen sollten
Höher, schnell, weiter – das scheint das Motto der heutigen Gesellschaft zu sein. Egal wie, Hauptsache am besten schon gestern. „Das ist das Problem von heute“, sagt Petrasch. „Unbeschwertheit – das ist, was uns über die Jahre verloren geht. Als Kind fasst du genau einmal auf die heiße Herdplatte. Noch im selben Moment weißt du, dass es ein Fehler war. Ein Kind nimmt den Schmerz bewusst wahr und würde nicht nochmal drauffassen. Das sollten wir mit ins Erwachsensein transportieren.“ Warum hören wir mit dem Alter also auf achtsam zu sein?
Schmerzen, Tabletten und Operationen
Was macht ihr, wenn ihr beispielsweise Kopfschmerzen habt und die euch von der Arbeit abhalten? Fast alle greifen zu einer Ibu oder Paracetamol. „Für den Moment helfen die Tabletten meist, aber sie verdrängen den Schmerz. Es geht darum, den Ursprung zu finden und anzupacken.“ Ebenso kritisch sieht der 28-Jährige vorschnelle Operationen – nicht nur aus der eigenen Erfahrung heraus. „Bei zehn Ärzten sagen dir alle das gleiche und jeder von ihnen will möglichst schnell operieren. Wir Menschen denken, dass eine OP schnell durchgezogen wird und danach alles wieder gut ist. Doch das ist es meist nicht.“
Stattdessen …
Erweitere deinen Horizont und setze dich damit auseinander, was alternativ zu einer Operation getan werden kann, rät Petrasch.
Können die Schmerzen weggehen?
„Ja“, macht Petrasch deutlich. Aber: „Du musst dranbleiben. Du musst deine Verhaltensweisen ändern. Dazu gehört nicht nur die Bewegung, Ernährung und Mindset – beispielsweise der Alkhol- oder Zigarettenkonsum spielt ihr mit rein. Ebenso das persönliche Umfeld.“ Getreu dem Motto: „Umgebe dich mit Menschen, die dich wachsen sehen wollen.“ Im Mittelpunkt steht also die Frage, was einem gut tut. Schließlich ist unser Körper unser Fundament.
„Jeder Mensch hat eine Aufgabe im Leben“, ist sich Stefan Petrasch sicher. „Ich habe meine gefunden, in dem ich operiert wurde und dann wissen wollte, warum das Problem immer noch da ist.“
Jana
18. September 2022 um 13:22Sehr wichtiger und motivierender Beitrag. Danke! ♡
Celina Lorei
19. September 2022 um 9:32Vielen Dank!😊