Bis die Beine brennen

Nicol Seeger-Rohde
über eine anstrengende Fahrradtour
Dunkle, rote und blaue Lichter erzeugen eine Clubatmosphäre. Laute Musik erfüllt den Raum. 15 Spinning-Räder stehen im Kreis zueinander, auf jedem ein Sportler. „And go!“, ruft Kursinstructorin Nicol. Auf Kommando richten sich die 15 Kursteilnehmer von ihrem Sitz auf, stützen sich vornübergebeugt auf den Lenker – und treten im schnellen Takt der Musik in die Pedalen. Nach einem „And sit down“, lassen sich alle auf ihren Sitz sinken und reduzieren das Tempo, ehe es wenige Sekunden später wieder mit Vollgas weitergeht.
„Heute begeben wir uns wieder einmal auf eine anstrengende Fahrradtour, bis die Beine brennen“, hatte Kursleiterin Nicole Seeger-Rohde im Vorfeld angekündigt. Fahrradfahren? Klar, das hab ich schon als Fünfjährige gemacht. Aber Indoorcycling? Den Sinn und Spaß daran habe ich noch nicht verstanden. Und so wagte ich mich in ein neues Abenteuer und meldete mich im Hünfelder KiSports zum Spinning-Kurs an. 45 Minuten volle Power, 45 Minuten abstrampeln, 45 Minuten auf der Stelle fahren – ich war noch skeptisch. „Das wird super, aber auch anstrengend“, grinste mich mein Nachbar an.
Die Geschichte des Spinnings
Unter Spinning – oder auch Indoorcycling – versteht man ein Gruppentrainingsprogramm, das auf Standfahrrädern praktiziert wird. In den 1970er und 80er Jahren kam der Indoorsport in Mode – unter anderem beeinflusst durch das Training auf Rollentrainern und dem Ergometer-Training. Obwohl keine aktive Fortbewegung stattfindet, wird häufig vom „Fahren“ auf dem Indoorbike gesprochen. In Analogie zum Fahrrad wird auch beim Indoorbike vom „Lenker“ gesprochen, obwohl dieser beim Spinning nur zum Festhalten und Abstützen mit den Händen und Armen dient.
Fun Fact
Das Wort Spinning ist eine eingetragene Marke des amerikanischen Unternehmens Mad Dogg Athletics Inc., das Rechtsverletzungen an dem Wort abmahnen lässt.
Nach etwa 20 Minuten und mehreren imaginären Bergfahrten, fangen meine Beine langsam aber sich an zu brennen. Doch die Menschen um mich herum, die laute Musik und ihr Beat motivieren mich – und ab gehts, den nächsten Berg hoch. „Beim Spinning fahren wir meist eine Route, machen also eine richtige Fahrradtour“, erklärt Kursinstructorin Nicol. So beginnt der Kurs mit einem langsamen Aufwärmen. „Wir nennen das Einrollen – dabei werden die Beine in Bewegung gebracht“, erklärt die Kursleiterin. Es folgt eine Tempophase, um den Puls schnell nach oben zu bringen. „Anschließend geht an den Aufstieg und wir strampeln einen Berg joch.“ So darf auch gemischtes Gelände nicht fehlen, ehe es in die Intervallphase geht. „Hierbei steht die Intensität im Vordergrund. Für einen kurzen Zeitraum alles aus sich herausholen.“ Zu beachten sei dabei, möglichst mit dem Beat der Musik zu fahren. Cardiotraining in Form einer sogenannten Speedrunde darf beim Spinning ebenfalls nicht fehlen, und so geben die Kursteilnehmer nochmal alles und hauen in die Pedalen. „Uiuiui, morgen werde ich die Beine merken“, schießt es mir durch den Kopf. Doch ich gebe nicht auf uns strampel und strampel, bis die Musik langsamer wird und mein Puls wieder hinunterfährt. „Leute, wir sind bereits am Fuße des letzten Berges. Jetzt heißt es nochmal alles geben“, motiviert uns Nicol, ehe der Beat wieder deutlich schneller wird.
Je nachdem, ob gerade im Stehen oder Sitzen geradelt wird, gibt es verschiedene Techniken für eine noch höhere Intensität. „Bei einer guten Technik, wird der Core angespannt. Damit hat man mehr Kraft. Auch der Oberkörper kann mit eingesetzt werden.“ So kann beispielsweise mit der Position der Hände/Arme variiert werden. „Im Stehen setzen wir die Hände meist ganz nach vorne an den Lenker, während sie beim Sitzen recht weit unten sind. Auch das Abstützen auf den Unterarmen ist hierbei möglich“, erklärt Nicol.
7 Gründe, die dafür sprechen
1. Das Herz-Kreislauf-System wird trainiert
2. Kraft und Ausdauer werden erhöht
3. Die Gelenke werden geschont
4. Intensität frei wählbar
5. Mehr Erfolg beim Abnehmen
6. Stressabbau
7. Motivation und Spaß durch Gruppentraining
45 Minuten später laufen auch mir die Schweißtropfen über die Stirn. Meine Oberschenkel brennen, mein Po signalisiert ebenfalls eindeutig: Es reicht! Doch ich bin überrascht. Überrascht, wie viel Spaß ich in den vergangenen 45 Minuten hatte. „Spinning kann jeder machen, das ist das coole. Du siehst nicht, wie viel Widerstand dein Nachbar eingestellt hat. So motiviert man sich gegenseitig, es entsteht eine Gruppendynamik und alle bleiben am Ball“, erklärt Nicole begeistert.
Sport spielt schon immer eine große Rolle im Leben von Nicol Seeger-Rohde. Vor 12 Jahren begleitet sie ihren Neffen zu einem Probetraining im Fitnessstudio – und da sie mit den Geräten nichts so richtig anfangen kann, schaut sie sich beim Kursangebot um. „Da stand auch Spinning drauf, ich habs einfach mal probiert“, erzählt sie. Bereits beim ersten Mal kommt die Trainerin auf sie zu und fragt, ob Nicole nicht Lust hätte einen Spinning-Trainerschein zu machen. „Ich saß zum ersten Mal auf diesem Rad und hab es halt mal ausprobiert“, erinnert sie sich. Doch sie besucht den Kurs erneut und stimmt schließlich einem Trainerlehrgang zu. „Sechs Wochen später, nachdem ich diesen Sport zum ersten Mal ausprobiert hatte, saß ich beim Lehrgang“, blickt sie schmunzelnd zurück. Mittlerweile gibt Nicol verschiedene Sportkurse und begeistert unzählige Sportler im Hünfelder KiSports (hier das Kursprogramm) für das Indoorbiken. „Dieser Sport hat mich einfach umgehauen.“
Auch ein Seilspring-Kurs – KiJump – wird im KiSport angeboten. Lest hier mal rein!
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