Ein osthessiches Power-Äffchen

Carsten Klee
hat seine Liebe für den Ninjasport entdeckt – und geht gerade durch die Decke
Steile Kletterwände, schwingende Reifen und Kletternetze – beim Ninjasport wird den Athleten so einiges abverlangt. Nicht nur Kraft und Ausdauer sind gefragt; um die vielfältigen Hindernisse zu bezwingen braucht es vor allem auch Körperbeherrschung, Koordination und Geschick, wie der gebürtige Eiterfelder Carsten Klee weiß. Vor rund vier Jahren entdeckte er den Sport für sich – und ist seit dem nicht mehr aufzuhalten.
Die Geschichte des Ninjasports
Bereits seit 1997 wird in Japan die landeseigene Ninjashow „Sasuke“ ausgestrahlt, mittlerweile unter dem Titel „Sasuke Ninja Warrior“. Dadurch gilt Japan als Mutterland des Ninja-Sports. Dieser Begriff versteht sich als Sammelbegriff für sämtliches Training rund um die Überwindung unterschiedlichster Hindernissen. Dabei werden verschiedenen Sportbereiche angesprochen – dazu gehören Parkour, Klettern, Trampolinspringen und Hochseilgarten.
Carstens Anfang
Ursprünglich kommt der Eiterfelder aus dem Radsport, doch ein kaputtes Knie beendet seine Karriere. „Gar kein Sport geht nicht. Also habe ich mich nach etwas anderem umgeschaut. So bin ich dann zufällig zum Ninjasport gekommen“, erinnert er sich zurück. Zuvor hatte er sich immer mal wieder an Schlammhindernisläufen versucht – und daran großen Gefallen gefunden. Als im Fuldaer Raum eine Trampolinhalle öffnete, die auch einen kleinen Ninjaparcour integrierte, versuchte er sich daran und hatte direkt Spaß daran. „So bin ich regelmäßig in die Halle und habe immer mehr Elemente ausprobiert.“ Dabei kommt er ins Gespräch mit einem Trampolintrainer. „,Hast du schon mal darüber nachgedacht dich bei Ninja Warrior zu bewerben’, fragte er mich. Das hatte ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht, es hatte ja einfach Spaß gemacht.“ Und so trainiert er von Anfang an mehrfach die Woche, irgendwann auch in anderen Hallen. „In Nürnberg gibt es beispielsweise eine spezielle Ninja-Halle mit verschiedenen Hindernissen und Parcours, in der Ninja-Athleten aus ganz Deutschland trainieren. All das ist mit einem enormen Trainingsaufwand verbunden. So geht der 42-Jährige mehrfach die Woche klettern – das ist vor allem für die Griffkraft fördernd – und wendet seine gesamte Freizeit für den Sport auf
„Aus dem Boden geschossen“
Dann geht alles ziemlich schnell. „Das hat alles eine Eigendynamik angenommen“, befindet der 42-Jährige. „In dieser Szene lernt man in kürzester Zeit so viele Menschen aus ganz Deutschland kennen. Einige davon sind schon seit Ewigkeiten dabei und haben bereits etliche Wettkämpfe absolviert, viele waren schon bei Ninja Warrior dabei.“ Und so ist er regelmäßig in Hallen unterwegs, wird besser und besser – und meldet sich schließlich 2019 bei der RTL-Fernsehshow an.
2020 und 2021 bewirbt er sich erneut, dieses Mal auch bei der österreichischen Ausgabe der Show. „Jeder, der sich bewirbt, hat was drauf. Da kann man nicht zwischen gut und schlecht unterscheiden. Wir sind alle auf dem gleichen Leistungslevel, aber das macht es ja noch spannender“, weiß Carsten.

Von 100 auf 0 zurück
„2021 war ich auf dem Höhepunkt meiner Karriere. Ich habe an etlichen Ninja-Wettbewerben teilgenommen und mich noch weiter entwickelt“, erzählt er. Für 2022 stand eine Ninja-Warrior-Bewerbung demnach ebenfalls auf der Agenda, doch jede Serie reist einmal. Bei Carsten kommt dieser Moment jedoch ziemlich schnell. Im Herbst 2021 knickt ihm beim Training der Arm weg, fängt von nun an zu kribbeln – die Ärzte vermuten einen Riss, lassen ihn aber weiter trainieren. „Mein Hausarzt sagte, solange ich keine starken Schmerzen habe, steht dem Training nichts im Wege“, erinnert sich der Hünfelder. Er reist nach Basel und besucht dort eine Ninja-Trainingshalle. „Da habe ich es übertrieben, das muss ich mir selbst eingestehen.“ Schließlich wird ein Rotatorenmanschetten-Sehnenriss in der rechten Schulter festgestellt. Im Januar 2022 schließlich die OP, gefolgt von Physiotherapie. „So langsam trainiere ich auch wieder, das ist aber natürlich nichts im Vergleich zu vorher.“ Aber er weiß, er muss es langsam angehen lassen, will er seiner Leidenschaft wieder in gewohnten Maße nachgehen – doch das fällt ihm verdammt schwer: „Ohne den Ninjasport fehlt mir echt was. Deshalb brauchst du die richtigen Menschen um dich herum, die dich aufbauen, damit du den Kopf nicht hängen lässt.“

Ein Blick in die Zukunft
First Ninja League, Europäische Ninja League – die Ninjasport-Szene ist europaweit in den letzten Jahren enorm gewachsen. So gibt es „ein riesiges Angebot an Wettkämpfen“, die auch mit einem Gewinn ausgeschrieben sind. „Von Geldpreisen über Autos oder auch Reisen ist da alles dabei“, weiß Carsten. In diesem Jahr wird der 42-Jährige bei keinem Wettkampf mehr antreten. „Das wäre unverantwortlich. Meine Schulter muss erst ordentlich verheilen, dann kann es wieder richtig losgehen.“ Abwarten kann er es aber kaum noch: „Ich sitze schon seit Monaten auf heißen Kohlen. Ohne diesen Sport fehlt mir einfach was.“ Und deshalb hat er sich für das kommende Jahr schon so einiges vorgenommen: Erst vor kurzem hat er die Einladung für eine Competition in Polen bekommen, die Mitte 2023 mehrtägig stattfinden wird. „Da will ich 100 Prozent fit sein, deshalb lasse ich es jetzt lieber ruhig angehen, auch, wenn mir das verdammt schwer fällt. Aber man absoluter Fokus liegt darauf.“ Doch er muss ehrlich gestehen: „Ich würde jede Show mitnehmen, einmal weil es mir so unglaublich viel Spaß macht. Doch gleichzeitig möchte ich Ninjasport in Osthessen bekannter machen.

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9. Oktober 2022 um 13:06[…] Lest auch hier mal rein: Ein osthessisches Poweräffchen – Carsten Klee erobert den Ninjasport! […]